Vier Jahre üben für die doppelte Schraube

Wintersport: Auf Trampolin und Wasserschanze üben Stützpunkt-Athleten für den Wettkampf

Albstadt-Ebingen, 09.02.2012 von Helen Weible

Buckelpistenfahrer sind das ganze Jahr über in Bewegung: Die jungen Stützpunktathleten des Schwäbischen Ski-Verbands trainieren auf dem Trampolin in Laufen und im Mai auf der Wasserschanze.

Nach der formschönen 360-Grad-Drehung fällt der Fahrer mit einem lauten Platscher samt den Skiern ins Wasser. Der nächste wartet oben schon, will seinen Kunstsprung vom Holzbakken ins Wasser genau so sauber ausführen. Statt dem Schneeanzug tragen die Athleten Neoprenanzüge, Schwimmwesten und Helme – die sind auch beim Training an der Wasserschanze Pflicht.

Die jungen Buckelpistenfahrer üben für den Ernstfall. Im Schnee ist die Landung wesentlich härter. Wer falsch aufkommt, kann sich schwer verletzen. Das Wasser dämpft besser, doch zu schief sollte man trotzdem nicht landen. „Die Jungs haben die Wasserschanze schon gut im Griff“, sagt Armin Weiß, Stützpunkttrainer des Schwäbischen Ski-Verbands, der an zwei Maiwochenenden mit den zwölf Athleten zur Wasserschanze im Schweizer Skizentrum in der Nähe von Zürich fährt. „Dort sind die Bedingungen bestens. Wir üben mit guten Springern“, so Weiß, der stets den Kontakt zu Profis sucht. Der Ebinger war bis 1994 aktiv im Skiballett, einer Disziplin, die seit 1992 nicht mehr olympisch ist. Der Weltcup-Sieger und siebenfache Deutsche Meister hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine kleine Gruppe von Stützpunktschülern zwischen neun und 19 Jahren topfit für ihre Luftakrobatik zu machen. Acht Athleten stammen aus dem näheren Umkreis, zwei kommen aus Heidelberg, zwei aus Friedrichshafen. Einer davon fährt bereits auf Europa-Cup-Niveau. In Kürze startet er wieder, am 18./19. Februar in Sudelfeld, auf der Jagd nach Ranglistenpunkten. Die gibt es ab dem 15. Platz.

Auf nationaler Ebene sind drei Stützpunktathleten bis 14 Jahre beim Schüler-Cup am Start, sechs wollen sich beim Deutschland-Cup am kommenden Wochenende für die Deutschen Meisterschaften am 3. und 4. März qualifizieren, dem Höhepunkt der Saison. Die Chancen stehen gut: „Vier bis fünf haben das Zeug dazu, weiterzukommen“, weiß der Trainer um das Potenzial seiner Schüler, mit denen er intensiv zusammenarbeitet. Die Vorbereitung für die 250 Meter lange Abfahrt, in die zwei Sprünge eingebaut sind, ist in der Tat enorm. 50 Prozent zählt die Technik des Sprungs in die Wertung, 25 Prozent jeweils für die Form des Sprungs an sich und die Zeit. Das ganze Jahr über wird deshalb an den Sprüngen geübt. Jeder trainiert parallel auf seinem Niveau und seiner Sache. „Für einen schwierigen Sprung benötigt man vier Jahre Vorbereitung“, betont Weiß. Nicht eingerechnet ist dabei das Grundlagentraining, das Weiß mit seinen Athleten kontinuierlich aufgebaut hat.

Bei seiner Köperschulung verbindet er viele Übungen aus dem Bodenturnen und dem Ballett. Das Reck und das Trampolin sind Geräte, an denen die Körperspannung und die Orientierung in der Luft ohne große Verletzungsgefahr außerhalb der Piste trainiert werden kann. So haben sich die Athleten auch am Sonntag in der Laufener Halle getroffen, um Sicherheit in Gleichgewicht und Haltung zu bekommen.


Flexible Planung für den Einsatz im Sommer und im Winter

Stützpunkttrainer Armin Weiß hat sich dafür eingesetzt, dass sich die Trainingsbedingungen in Albstadt in den vergangenen fünf Jahren verbesserten. Die Laufener Halle wurde sukzessive für den Stützpunkt ausgestattet und steht zu Trainingszwecken zur Verfügung. Drei Groß-Trampoline mit Sicherungsmatten gibt es in der Halle. 2006 steuerte Weiß ein Trampolin bei. „Dennoch haben wir zu wenig Schneekontakt“, spricht der Trainer den Nachteil gegenüber Springern aus Bayern an, die von der Nähe zum Gebirge profitieren. Einen festen Trainingsplan gibt es deshalb für die Stützpunktathleten nicht. Bis Mitte der Woche wird während der Saison die Schneelage sondiert und spontan entschieden, ob man ins Gebirge fährt.

Deshalb müssen vor allem die die Eltern flexibel sein. „Auf die kann ich zählen“, sagt Weiß, der froh ist über tatkräftige Erziehungsberechtigte, die ihre Schützlinge immer begleiten. Jeder bringt seine eigene Schaufel mit auf die Piste und hilft beim Präparieren der Schanzen und dem Aufhacken der Landefläche. „Schließlich wollen sie, dass ihre Kinder weich landen.

Originalbericht im Zollern-Alb Kurier lesen: http://zak.de/artikel/122260/Albstadt-Ebingen-Vier-Jahre-ueben-fuer-die-doppelte-Schraube