Deutsches Buckelpisten-Team: Die Alleingelassenen

Von Bernd Eberwein (ARD), Kreischberg, 17.01.2015

Das deutsche Buckelpisten-Team startet seit dieser Saison ohne finanzielle Unterstützung durch den Deutschen Skiverband. Bei der Freestyle-WM ist die Mannschaft trotzdem dabei.

Die Situation bringt durchaus einen Hauch Skurrilität mit sich. Am Kreischberg, wo sich am Sonntag (18.01.15) die besten Buckelpistenfahrer der Welt messen, bereitet der hauptverantwortliche Trainer des deutschen Teams drei Damen und vier Herren auf die Wettkämpfe vor. Nur: Der Coach ist nicht der Bundestrainer. Denn einen solchen gibt es derzeit offiziell nicht. Das deutsche Buckelpistenteam nimmt das Projekt WM ohne finanzielle Unterstützung durch den Deutschen Skiverband (DSV) in Angriff.

Hintergrund der Streichung: Nach den Winterspielen wurden zwischen dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und den deutschen Sportverbänden die obligatorischen "Zielvereinbarungsgespräche" geführt, wo über sportliche Ziele und Finanzbedarf gesprochen wurde. Die Wintersportverbände veranschlagten dabei einen Mehrbedarf im "mittleren sechsstelligen Bereich" (DOSB-Präsident Alfons Hörmann). Da durch DOSB und Bundesinnenministerium aber keine zusätzlichen Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden konnten, entschieden sich die Leistungssportverbände, Sportarten zu priorisieren.

Der Bundestrainer, der keiner ist

Leidtragende sind die vermeintlich "kleineren" Sportarten wie Curling oder eben auch die Buckelpiste. Zwar gibt es immer noch Unterstützung in Form von Teamkleidung, Helmen, Sportschuhen. Aber die gößten Batzen, Reisekosten und Trainerhonorare, müssen die Athletinnen und Athleten selbst tragen. Und die holten Harald Marbler ins Boot, der das Team als eine Art Bundestrainer, aber eben ohne Bundestrainer-Status betreut.

"Das ist einfach unglaublich, was die da machen", sagt Marbler über seine neue Mannschaft: "Das die sich da nicht einschüchtern haben lassen und sagen 'Wir wollen was machen. Wir wollen zu Olympia 2018. Und wir wollen nicht nur hin, sondern wir wollen dort auch noch was erreichen." Mit großem Respekt spricht er über seine Schützlinge, die es mit viel Eigeninitiative zur WM geschafft haben und das große Fernziel Winterspiele 2018 mutig angehen.

Trainingsgemeinschaft mit Norwegen

Auch der Trainer selbst ist ein wichtiger Baustein im Experiment, dass das deutsche Freestyle-Team derzeit angeht. Ohne Mabler - seit Jahrzehnten im Buckelpisten-Zirkus unterwegs, einst der Trainer und Ehemann der früheren österreichischen Spitzenläuferin Margarita Marbler, ließe sich vieles kaum realisieren. Marbler war zuletzt vier Jahre Trainer in Amerika, gemeinsam mit dem Norweger Lasse Fahlen. Der betreut jetzt die Skandinavier, mit denen das deutsche Team einen Trainingsgemeinschaft bildet. Marbler organisiert die Trainingslager in Österreich, Fahlen in Norwegen, in den gemeinsamen Einheiten können sich die Sportlerinnen und Sportler fast unter Wettkampfbedingungen messen.

Fernziel Olympia 2018

"Sportlich vom Skifahren her und vom Springen läuft's schon viel besser. Im Training haben sie schon recht gute Erfolge erzielen können", sagt Marbler zwar: "Aber Wettkämpfe fahren, das muss man natürlich auch noch lernen. Bis jetzt ist das Selbstvertrauen von Rennen zu Rennen besser geworden, auch wenn die Resultate noch nicht so ausgeschaut haben. Aber das kommt auf jeden Fall." Somit kommt die WM für das deutsche Buckelpisten-Team noch sehr früh. Aber das Fernziel heißt ohnehin Pyeongchang 2018.

Ob die Mannschaft bis dahin tatsächlich ohne jede DSV-Unterstützung arbeiten muss? "Natürlich", würde Marbler eine Rückkehr in den Verband begrüßen, "weil es für die Athleten eine riesige Entlastung wäre." Auf rund 30, 40, 50.000 Euro" schätzt er die Reisekosten, die pro Saison anfallen. Allein deren Übernahme wäre schon eine Erleichterung. Bis dahin schöpft Marbler Hoffnung aus den vergangenen Monaten. "Das ist eine sehr ungewöhnliche Situation", sagt er zwar über das sich selbst finanzierende Buckelpistenteam, aber "das scheint zu funktionieren: Bisher läuft alles gut."

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www.sportschau.de/wintersport/freestyle/wm-freestyle-kreischberg-deutsches-team-buckelpiste-100.html