„Sprünge machen viel aus“


Trainer Armin Weiß setzt im Training vor allem aufs Trampolin

von Anna Wittmershaus, 17.01.15

In Deutschland gibt es vier Trainingstützpunkte für Buckelpistenfahrer. Einer davon ist in Albstadt angesiedelt. Zweimal pro Woche trainieren die Wintersportler in Laufen für ihre Wettkämpfe.

Die meiste Zeit verbringen die Buckelpistenfahrer in Albstadt nicht auf der Skipiste, sondern auf dem Trampolin. Hier werden die Sprünge geübt, die zwischen den Buckelpistenabschnitten gezeigt und von Punktrichtern bewertet werden. Egal, ob Drehung, Salto oder Schraube, jedes Element wird zuerst auf dem Sprunggerät getestet. „Man beginnt immer mit dem Trampolin, dann kommt die Wasserschanze und dann erst geht es in den Schnee“, erklärt Buckelpistenfahrerin Emma Weiß den Ablauf. Auch wenn die Wertungen der Sprünge bei Wettbewerben nur 20 Prozent des Gesamtergebnisses ausmachen, legt Trainer Armin Weiß großen Wert auf dieses Training. „Die Sprünge machen einfach viel aus. Kann ich gut springen, fahre ich freier auf den Sprung zu, lande ich gut nach dem Sprung, fahre ich frei vom Sprung weg“, erklärt Weiß. Außerdem brauche ein Sprung eine lange Entwicklungsphase. „Viele fangen zu früh an, Elemente auf der Schanze zu üben, obwohl die körperlichen und geistigen Voraussetzungen noch nicht da sind.“ Hier würden sich dann Fehler einschleichen, welche im Nachhinein sehr schwer zu korrigieren seien, so Weiß.

Armin Weiß ist ein akribischer Coach und achtet auf jede Feinheit. „Es sind nicht die großen Schritte, die einen nach vorne bringen“, weiß der Ballettlehrer. Vorangebracht hat er beim Free-style-Club-Zollernalb schon einiges. Seit der Gründung des Vereins ist er Trainer und kümmert sich um die sportliche Leitung. Der ehemalige Leistungssportler hat dabei auch schon einige Talente unter seinen Fittichen gehabt, wie die Heidelbergerin Laura Grase-mann, die 2012 Deutsche Meisterin wurde und seit 2008 an Weltcuprennen teilnimmt. „Sie war früher alle vier Wochen da, ist ein Stück weit hier groß geworden“, erzählt Weiß. Auch von seinen jetzigen Athleten erhofft sich der Albstädter Stützpunkttrainer noch einiges. So stehen Adrian Schlegel, Felix Neidhart und Markus Isenmann im Landeskader. „Das ist eine ganz klare Erfolgsgeschichte“, sagt Weiß über die Nominierung seiner drei Schützlinge. Schlegel und Neidhart könnten, wenn alles gut läuft, dieses Jahr auch im Europacup bei internationalen Wettbewerben an den Start gehen.

Buckelpistenfahren ist in Deutschland eine Randsportart. Um die Freestyle-Disziplin in Albstadt am Leben zu erhalten, benötigt es das Engagement der Eltern. Schließlich muss der Nachwuchs zu Rennen gefahren werden. Außerdem müssen Schanzen und Buckelpisten immer wieder neu gebaut werden. „Wer als Elternteil bei uns dabei ist, braucht kein Fitnessstudio“, berichtet Weiß und lacht. Aber auch in finanzieller Hinsicht müssen die Eltern viel leisten. Denn vom Verband gibt es kaum Fördergelder für den

Stützpunkt – und Sponsoren sind schwer zu finden, da die Sportart nicht so im Fokus der Öffentlichkeit steht. Regionale Geldgeber sind auch deshalb schwer zu gewinnen, da vor Ort in Albstadt keine Buckelpisten gebaut und folglich auch keine Wettbewerbe ausgetragen werden können. Dafür fehle einfach der Schnee. „Wir brauchen für unsere Buckel einen halben Meter Schnee“, erklärt Weiß.

Daher richtet der Freestyle-Club-Zollernalb die Schwäbische Meisterschaft (31. Januar) auf dem Feldberg aus. Der höchste Berg Baden-Württembergs ist aber nicht nur wegen der Schnee- menge ein idealer Aus- tragungsort. „Der Feld- berg ist nicht so steil“, so der Albstädter Coach. Dadurch würden sich die Athleten mehr zutrauen und schwerere Sprünge ausprobieren. Für die Albstädter Buckelpistenfahrer ist die schwäbische Meisterschaft etwas Besonderes. „Es ist unser Wettkampf“, erklärt Adrian Schlegel. „Dort habe ich meinen ersten Salto gemacht“, erinnert sich Felix Neidhart.

Nicht nur bei den Albstädtern ist der Wettkampf am Feldberg sehr beliebt. Die Atmosphäre sei anders als bei anderen Veranstaltungen, erklärt Weiß. Alles laufe viel entspanter ab. „Der Druck ist nicht so hoch“, bestätigt seine Tochter Emma . Das scheint sich in der Szene rumgesprochen zu haben. Denn die Teilnehmerzahlen sind seit dem ersten Wettkampf vor etwa acht Jahren von 15 auf über 50 angewachsen. „In den vergangenen Jahren ist die Veranstaltung von den Teilnehmerzahlen her zu einer der größten in Deutschland geworden“, berichtet Armin Weiß nicht ohne Stolz. Die Holländer würden die Veranstaltung sogar dazu nutzen, ihre niederländische Meisterschaft auszutragen, erzählt der Ballettlehrer.

Um vor den wichtigen Wettbewerben genug Training auf richtigen Buckelpisten zu bekommen, fährt Weiß mit seinen Athleten regelmäßig nach Österreich. Sechsmal war er in diesem Winter schon im Montafon, um vor allem die Skitechnik seiner Schützlinge zu verbessern. Diese lasse bei einigen zumindest zu Beginn der Buckelpistenkarriere zu wünschen übrig. Dabei macht die Skitech- nik 60 Prozent der Gesamtwertung aus. „Ich bräuchte technisch ausgebildete Jugendliche, aber die krieg ich nicht“, klagt der Albstädter Trainer.

Neben Sponsoren mangelt es in dieser Randsportart auch an Nachwuchs. In Ländern wie Russland oder China könnten die Trainer Sportler mit großen Defiziten, beispielsweise im akrobatischen, einfach aussortieren. Diesen Luxus könne Weiß sich nicht leisten: „Wir sind froh, wenn wir jemanden kriegen“. Dafür wäre die Materialschlacht lange nicht so groß wie bei anderen Wintersportarten. „Die Ski und das Wachs machen den Sieg hier nicht aus“, so Weiß.

Schwäbische Meisterschaft am Feldberg

Beim Buckelpistenfahren schlängeln sich die Sportler zwischen Schneehügeln den Hang hinunter. Zwischendurch fahren die Athleten über zwei 60 Zentimeter hohe Schneeschanzen und führen akrobatische Einlagen vor, die von Punktrichtern bewertet werden. Auch die Skitechnik bei der Abfahrt und die Zeit fließen in die Gesamtwertung ein. Sprünge und Zeit machen jeweils 20 Prozent der Wertung aus, die Skitechnik 60 Prozent.

Ein Wettkampf im Buckelpistenfahren besteht in der Regel aus zwei Durchgängen. Dem Vorlauf und dem Finallauf. Dabei hängt die Anzahl der Finalisten von der Gesamtteilnehmerzahl ab. Die Punkte, welche in den Vorläufen von den Athleten gesammelt wurden, werden nicht mit ins Finale genommen. Es gibt aber auch Wettbewerbe mit K.o.-Modus, bei welchen jeweils zwei Fahrer gegeneinander antreten.

Am 31. Januar veranstaltet der Freestyle-Club-Zollernalb die schwäbische Meisterschaft am Feldberg. Bei diesem Wettbewerb wird in fünf Altersklassen (U 10 bis Aktive) um die Meistertitel gekämpft. Die Buckelpiste enthält bei diesem Wettbewerb nur eine anstatt zwei Sprungschanzen, da der Hang für eine weitere Schanze zu flach ist. Die Piste wird einen Tag später übrigens auch für den deutschen Schülercup verwendet.

Seit 1985 gibt es den Freestyle-Club-Zollernalb in Albstadt. Seit dem ist auch Armin Weiß dabei und coacht die Buckelpistenfahrer am Stützpunkt. Zweimal pro Woche (dienstags und samstags) wird in der Turn- und Festhalle in Laufen trainiert. Vor der Übungseinheit der aktiven Athleten findet dienstags 19 Uhr ein „Training für jedermann“ statt, bei dem sich auch Ungeübte im Trampolinspringen ausprobieren können

 

Bericht im ZAK: http://zak.de/artikel/details/248334/Albstadt-Ebingen-Spruenge-machen-viel-aus#/0